Die chinesische Heilkunst ist uralt. Bereits um 2.800 vor Christus etablierte sich in China eine Heilmethode, die auf der Anwendung von unterschiedlich zusammengestellten Kräutern basiert. Dabei gehen die Therapeuten, welche der aus China stammenden Heilkunst folgen, davon aus, dass die Behandlung des Patienten am meisten Erfolg verspricht, wenn jeder Patient ganz individuell für ihn zusammengestellte Kräutermischungen anwendet. Den Ursprung hierfür bildete der Überlieferung nach der chinesische Urkaiser Shennong. Er soll die Linderung bringenden Kräutermischungen zunächst an sie selbst erprobt haben. Anschließend hielt er seine Erkenntnisse schriftlich fest. Noch heute sind sie in seinem Werk Shennong bencao jing nachzulesen.
Welche Wirkstoffe nutzt die Chinesischen Kräutermedizin zur Behandlung?
Zunächst ist festzustellen, dass im Rahmen der Chinesischen Kräutermedizin nicht ausschließlich Kräuter zur Behandlung gesundheitlicher Leiden genutzt werden. Auch andere Pflanzenbestandteile sind relevant. Das können zum Beispiel Harze, Pflanzenblätter, Rinden, Blüten, Samen, Zweige oder auch Wurzelbestandteile sein. Darüber hinaus werden Kräuter und Mittel, die heute als Küchengewürze bekannt sind, in der Chinesischen Kräutermedizin genutzt. Darunter fallen beispielsweise Zimtstangen, Gelbwurz, Kardamom, die Ingwerwurzel, Fenchel-, Senf- oder Rettichsamen.
Was genau geschieht bei einer Kräutertherapie nach dem Vorbild der Chinesischen Kräutermedizin?
Die Chinesische Kräutermedizin fußt stark auf dem Konzept einer treffenden Anamnese. Für jeden Patienten, und für jedes gesundheitliche Problem, wird eine eigene Rezeptur aus chinesischen Kräutern zusammengestellt und angewandt. Damit diese den gewünschten Effekt zeigt, ist es nötig sich bereits bei der Anamnese sehr eingehend mit dem Patienten und seinen Beschwerden zu befassen. Therapeuten, die die Chinesische Kräutermedizin anwenden, sollten also sehr erfahren sein. Zur Anwendung kommen bei der Anamnese die Kriterien der Traditionellen Chinesischen Medizin, kurz auch TCM genannt. Dabei werden die grundsätzlichen Symptome des Patienten genauso aufmerksam unter die Lupe genommen, wie seine aktuelle Befindlichkeit. Der Therapeut nimmt den Patienten bei der Erstuntersuchung genauestens in Augenschein und kontrolliert zum Beispiel dessen Puls und seine Zungenfärbung, aber auch die Schattierungen seiner Haut. Denn nach den Grundlagen der Traditionellen Chinesischen Medizin muss immer das Gesamtbild beachtet werden. Hat der Therapeut seine Diagnose gestellt, kombiniert er Kräuter und weitere Pflanzenbestandteile zu einer Arznei. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass bereits kleinste Veränderungen in den Mengenverhältnissen die Wirksamkeit der Arznei deutlich verändern können. Einzelkräuter kommen bei der Behandlung von Beschwerden nicht zum Einsatz. Die Chinesische Kräutermedizin setzt immer auf einen Mix aus unterschiedlichen Zutaten. Zur Auswahl stehen rund 300 gängige Kräuter und Pflanzenbestandteile. Insgesamt sin der Chinesischen Kräutermedizin etwa 6.000 unterschiedliche Arzneistoffe bekannt, von denen die meisten jedoch äußerst selten bis nie eingesetzt werden. Die Auswahl der ungefähr 300 häufig verwendeten Arzneistoffe ist das Ergebnis jahrtausendelanger Erfahrung.
Wie sollen die Arzneimittel eingenommen werden?
Die Anwendung der Arzneimittel erfolgt meistens innerlich. Oft werden die Kräuter und Pflanzenbestanteile als Tee aufgegossen und getrunken. Es gibt sie jedoch auch in Form von Fertigmischungen als Kapseln, Pulver oder Granulat. Daneben gibt es auch einige Formen gesundheitlicher Beschwerden, die äußerlich behandelt werden. Dabei kommen die Kräuter und Pflanzenbestandteile in Lotionen oder Salben verarbeitet zur Anwendung. Wie häufig, und in welcher Menge, die Arznei eingenommen werden soll wird immer individuell zwischen dem Therapeuten und dem Patienten abgesprochen. In der Regel erfolgt die Therapie über einen längeren Zeitraum. Eine nur einwöchige Behandlung gilt als sehr kurz. Unter Umständen kann die Therapie bis zu mehrere Monate lang andauern. Die Dauer der Behandlung ist direkt abhängig von der Art und der Tiefe der gesundheitlichen Beschwerden. Die Einnahme der Arzneien sollte ohne Unterbrechung und täglich erfolgen. Der Therapeut wird den Gesundheitszustand des Patienten zwischenzeitlich immer wieder kontrollieren und den Erfolg der Therapie dabei im Auge behalten.
Bei welchen Beschwerden findet die Chinesische Kräutermedizin ihre Anwendung?
Behandelt werden können über die Chinesische Kräutermedizin akute und auch chronische Gesundheitsbeschwerden. Die Weltgesundheitsorganisation, kurz WHO, hat inzwischen ungefähr 40 Erkrankungen benannt, die sich mit Chinesischer Kräutermedizin gut therapieren lassen. Dazu zählen Magen- und Darmerkrankungen wie etwa Morbus Crohn sowie Reizmagen und Reizdarm. Auch Atemwegserkrankungen wie Asthma, Sinusitis und Bronchitis fallen darunter. Weiterhin lassen sich einige Hauterkrankungen gut mit Chinesischer Kräutermedizin therapieren, zum Beispiel Ekzeme, Akne, Neurodermitis und Psoriasis. Häufig kommt die Chinesische Kräutermedizin darüber hinaus bei gynäkologischen Beschwerden zur Anwendung. Frauen, die an Menstruationsproblemen, Zysten und Myomen, Unfruchtbarkeit oder auch an Wechseljahresbeschwerden leiden, kann die Chinesische Kräutermedizin helfen. Auch Männern kann damit bei Impotenz und Prostatitis geholfen werden. Weiterhin zeigt die Behandlung von Patienten mit Infektionskrankheiten gute Erfolge. Das können zum Beispiel Erkältungen, Blasenentzündungen oder auch Durchfallerkrankungen sein. Auch Depressionen oder stressbedingte Beschwerden lassen sich über die Chinesische Kräutermedizin behandeln. Beschwerden wie Schlaflosigkeit, Migräne, Schwindel oder Tinnitus können abgemildert oder sogar behoben werden.
Gibt es Nebenwirkungen?
Alle Arzneistoffe, die im Rahmen der Chinesischen Kräutermedizin genutzt werden, sind natürliche Stoffe. Deshalb ist nicht mit Nebenwirkungen im herkömmlichen Sinne zu rechnen. Gelegentlich treten Erscheinungen auf, die vom Patienten als eine Art Nebenwirkung wahrgenommen werden können. Dabei handelt es sich zum Beispiel um vermehrtes Schwitzen. Im Grunde ist dies bei einer solchen Therapie jedoch nicht als Nebenwirkung, sondern als Bestandteil des Gesundungsprozesses zu werten. Denn derartige Erscheinungen treten nur dann auf, wenn durch die Einnahme der Arzneimittel im Körper Prozesse angestoßen wurden, die eine Verbesserung des Gesundheitszustandes einleiten. Vermehrtes Schwitzen etwa tritt dann auf, wenn der Körper durch die Einnahme der Kräuter entgiftet wird. Durch die, während der Behandlung regelmäßig angesetzten Termine mit dem Therapeuten, wird der Gesundungsprozess engmaschig überwacht und Patienten können alle körperlichen Veränderungen direkt mit dem Therapeuten besprechen.
Was man sonst noch wissen sollte
Abschließend ist zu sagen, dass die Chinesische Kräutermedizin immer nur von erfahrenen Fachleuten initiiert werden sollte. Laien sind mit dem System grundsätzlich überfordert. Dass durch Selbstmedikation eine Verbesserung des Gesundheitszustandes erfolgen kann ist sehr unwahrscheinlich. Auch ist häufig etwas Geduld nötig, um den erwünschten Behandlungserfolg ausmachen zu können.